DIE VOLLENDS
AUFGEKLÄRTE ERDE
STRAHLT IM ZEICHEN
TRIUMPHALEN UNHEILS
TWA, MH: DIALEKTIK DER AUFKLÄRUNG
Nun hat man aber sehr wohl Lust, zu atmen. Oder zu seufzen: Auch nach
dem letzten Atemzug, denn es geht dabei um den Geist. Immer scheint es
fast unmöglich, vom Gespenst zu sprechen, mit ihm zu sprechen und also vor
allem einen Geist zum Sprechen zu bringen oder ihn sprechen zu lassen...
Sobald man den Geist nicht mehr vom Gespenst unterscheidet, verkörpert,
inkarniert er sich, als Geist, im Gespenst. Oder vielmehr ist das Gespenst
eine paradoxe Verleiblichung, das Leib-Werden, eine bestimmte leibliche
Erscheinungsform des Geistes. Er wird vielmehr zu einem "etwas", das schwer
zu benennen bleibt: weder Seele noch Leib, und doch beides zugleich. Denn
der Leib und die Phänomenalität sind das, was dem Geist seine gespenstische
Erscheinung verleiht, doch sogleich in der Erscheinung verschwindet, im
Kommen selbst des Wiedergängers oder der Wiederkehr des Gespenstes.
Es gibt Entschwundenes in der Erscheinung als dem Wiedererscheinen des
Entschwundenen selbst. Der Geist und das Gespenst sind nicht dasselbe,
und wir werden diese Differenz verschärfen müssen, aber was das angeht,
was sie gemeinsam haben, so weiß man nicht, was das ist, was das gegen-
wärtig ist. Es ist nämlich etwas, was man nicht weiß, und man weiß nicht,
ob das eigentlich ist, ob das existiert, ob es auf einen Namen hört und ihm
ein Wesen entspricht. Man weiß es nicht - aber nicht aus Unwissenheit,
sondern weil dieser Nicht-Gegenstand, dieses Anwesende ohne Anwesenheit,
dieses Dasein eines Abwesenden oder eines Entschwundenen nicht mehr
dem Wissen untersteht. Jedenfalls nicht mehr dem, was man unter dem
Namen des Wissens zu wissen glaubt...
JD (Jacques Derrida). MARX´GESPENSTER